04.06.2025 12:12:00

voestalpine stemmt sich nach Gewinnrückgang gegen hohe US-Zölle

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Das schwierige wirtschaftliche Umfeld und Einmaleffekte schlagen auf das Ergebnis 2024/25 des Stahlkonzerns voestalpine durch. Jetzt kommen auch noch die vom US-Präsidenten Donald Trump auf 50 Prozent verdoppelten Importzölle auf Stahl und Aluminium dazu. Am Ausblick für 2025/26 hält das Management dennoch fest. Im abgelaufenen Jahr sank der Umsatz des Unternehmens um 1 Mrd. Euro auf 15,7 Mrd. Euro, der Gewinn unter dem Strich verkleinerte sich von rund 207 auf 179 Mio. Euro.

Gut zwei Drittel ihres Umsatzes erzielt die voestalpine in der Europäischen Union. Doch das von US-Präsident Donald Trump ausgehende Zoll-Wirrwarr hält auch das Unternehmen mit Sitz in Linz in Atem. "Mehr als 50 Prozent unseres Umsatzes wird lokal vor Ort in den USA für die USA produziert", berichtete Konzernchef Herbert Eibensteiner am Mittwoch bei der virtuellen Bilanzpressekonferenz in Linz. "Bis gestern hatten wir 25 Prozent Zölle auf Stahl und Aluminium, jetzt sind wir hier auf 50 Prozent - das bedeutet natürlich weiter Unsicherheit", so der CEO. "Bei 25 Prozent wäre es ein zweistelliger mittlerer Millionenbetrag, was bei der voestalpine hängenbleiben könnte - bei 50 Prozent würden wir natürlich längerfristig Auslastung verlieren", räumte der Konzernchef ein. "25-Prozent-Zölle wären ja noch zum Gutteil weitergabefähig an die Kunden, am Ende des Tages."

Verdoppelte US-Zölle könnten Auslastung kosten

Wenn aber die Nachfrage in den USA schlechter würde und Kapazitäten anzupassen wären, "dann würde das in Kosten enden". "Dann würden wir nicht liefern und das würde bei uns natürlich eine Unterdeckung der Kosten bedeuten." Wenn diese Zölle nachhaltig so hoch blieben, würde das vor allem die beiden steirischen Standorte Kapfenberg im Unternehmensbereich High Performance Metal und den Rohrbereich Tubulars in der Metal Engineering Division, also Kindberg, betreffen.

Aber vielleicht kommt wieder alles anders - die Vorgaben aus den USA können sich rasant ändern, wie die vergangenen Monate gezeigt haben. "Die EU und die USA sind ja mitten in Verhandlungen - es wird intensiv diskutiert, mit dem Ziel Ende Juni eine Lösung zu haben", hofft Eibensteiner auf eine Besserung der Umstände.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte sich der weltweit tätige Stahl- und Technologiekonzern eigenen Angaben zufolge mit dem strategischen Fokus auf hochtechnologische Produkte und der breiten Aufstellung nach Regionen und Branchen gegen den Trend des vor allem in Europa schwierigen Umfelds gut behaupten. Besonders positiv hätten sich insbesondere die Bereiche Bahninfrastruktur und Luftfahrt entwickelt. Auch die Nachfrage im Segment Lagertechnik sei hoch gewesen.

Massive Umstrukturierung im Automotive-Bereich

Schlecht läuft es hingegen in der Konsumgüter- und Maschinenbauindustrie. Der Energiebereich habe sich im Laufe des Geschäftsjahres abgeschwächt. Keine Verbesserung gab es bei Nachfrage der Automobilindustrie. Vor allem die deutschen Automotive-Components-Standorte der Metal Forming Division hätten eine geringe Auslastung ausgewiesen.

Das Management habe aktiv reagiert und ein umfassendes Reorganisationsprogramm der europäischen und insbesondere der deutschen Standorte des kränkelnden Geschäftsbereichs Automotive initiiert. In Deutschland werden durch die Schließung in Birkenfeld und die Zusammenlegung von Standorten 700 Stellen wegrationalisiert. "Wir wollen dort 2.000 Arbeitsplätze erhalten", sagte die Chefin der Metal Forming Division und Vorständin Carola Richter.

Insgesamt strich die voestalpine im abgelaufenen Geschäftsjahr weltweit 1.930 Arbeitsplätze (auf Vollzeitbasis) - der Personalstand ging gegenüber dem Jahr davor von 51.589 auf 49.659 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurück.

Jobabbau auch in Österreich

In Österreich waren von den Stellenstreichungen im abgelaufenen Geschäftsjahr laut Eibensteiner 250 Beschäftigte (auf Vollzeitbasis) in Kapfenberg sowie weitere etwa 50 bis 60 Menschen unter anderem beim Röhrenanbieter Rotec im steirischen Krieglach betroffen. "Im Prinzip wäre es das jetzt gewesen", sagte der CEO zur APA. Aber: "Wir sehen in der Ankündigung der 50-Prozent-Zölle, dass Bereiche in der Steiermark betroffen sein könnten, wenn diese Zölle nachhaltig bleiben", so der Konzernchef. Genaueres könne man Ende Juli sagen. In Summe sei die Mitarbeiterzahl im abgelaufenen Geschäftsjahr hierzulande in etwa gleich geblieben, da auch in manchen Bereichen aufgestockt worden sei, Personalkosten eingespart worden seien in erster Linie bei Leasingkräften und durch Urlaubsabbau.

Der heuer im Jänner abgeschlossene Verkauf der deutschen Buderus Edelstahl drückte nach Angaben des Finanzvorstands Gerald Mayer mit rund 80 Mio. Euro auf den operativen Gewinn (EBIT) der voestalpine - laut Geschäftsbericht wurde die Firma mit einem negativen Kaufpreis von 40 Mio. Euro veräußert. In Summe verringerte sich das Ergebnis vor Zinsen und Steuern 2024/25 von rund 569 Mio. auf 455 Mio. Euro - belastet durch "Einmaleffekte in Höhe von 315 Mio. Euro, insbesondere aus dem Verkauf von Buderus und Restrukturierungsmaßnahmen", erläuterte Mayer. Auch in der High Performance Metals Division kam es zu Umstrukturierungen.

Für das laufende Geschäftsjahr 2025/26 (per Ende März) signalisiert das Management eine Stabilisierung und sogar leichte Aufwärtsentwicklung. Die Konzernleitung rechnet "aus heutiger Sicht" mit einem leicht verbesserten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zwischen 1,4 und 1,55 Mrd. Euro (2024/25: 1,35 Mrd. Euro). "Die ökonomischen Rahmenbedingungen sind nach wie vor unberechenbar geworden, vor allem durch die Zollankündigungen", betonte Eibensteiner. "Aber für uns kein Grund von unserem Ausblick abzugehen."

(Redaktionelle Hinweise: GRAFIK 0774-25, Format 88 x 110 mm) kre/bel

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